Der Göttinger Wald
Das FFH-Gebiet 138 „Göttinger Wald“ liegt östlich und nördlich der Stadt Göttingen. Es ist mit seinen 4.878 ha das größte FFH-Gebiet im Landkreis Göttingen. Darin enthalten ist auch auf 1193 ha das Naturschutzgebiet „Stadtwald Göttingen und Kerstlingeröderfeld“. Östliche Teile des FFH-Gebiets gehören zudem zum Vogelschutzgebiet V19 „Unteres Eichsfeld“.
Das Gebiet umfasst eines der größten zusammenhängenden und artenreichsten Kalk-Buchenwald-Gebiete Niedersachsens. Neben dem Waldmeister-Buchenwald kommen auch der seltene Orchideen-Kalk-Buchenwald sowie Eichen-Hainbuchen-Waldfragmente und Erlen-Eschen-Quellwaldbereiche vor. Da die Landschaft von Kuppen und Senken durchzogen ist, finden sich in dem Gebiet auch felsige Schlucht- und Hangmischwälder und eine schützenswerte Felsvegetation. Weiterhin trifft man vereinzelt auf flache, teilweise versumpfte oder mit kleinen Stillgewässern oder Tümpeln gefüllte Erdfälle und seltene Kalktuffquellen mit Laichkraut- oder Froschbiss-Gesellschaften und angrenzenden Auewäldern und feuchten Hochstaudenfluren.
Die sehr hohe Strukturvielfalt wird auch durch eingestreute und vorgelagerte Kalk-Magerrasen bewirkt. Besonders bekannt ist das „Kerstlingeröderfeld“ als Relikt einer alten Kulturlandschaft.
Dort herrschen Grünlandflächen unterschiedlicher Nutzungsintensität vor, insbesondere die in Niedersachsen seltenen mageren Flachlandmähwiesen und Magerweiden kalkreicher Standorte und deren submontane Ausprägung mit Goldhafer. Zusätzlich vorkommende Ruderalfluren weisen auf trockenwarmen Standorten Übergänge zu saumartenreichen Kalkmagerrasen auf. Gebüsche und Feldgehölze sowie markante Einzelbäume und Baumgruppen untergliedern das "Kerstlingeröderfeld", dessen Offenlandcharakter durch die Nutzung als Truppenübungsplatz weitgehend erhalten blieb.
Aufgrund der Strukturvielfalt und der Größe des FFH-Gebiets finden viel gefährdete Tier- und Pflanzenarten auf den Flächen einen Lebensraum, wie z.B. die Europäische Wildkatze (Felis silvestris), der Rotmilan (Milvus milvus), der Nördliche Kammmolch (Triturus cristatus), der Gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus), der Prächtige Dünnfarn (Trichomanes speciosum), das Große Windröschen (Anemone sylvestris), die Orchideen-Arten Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) und Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), der Schmalblättriger Lein (Linum tenuifolium), das Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) und die Europäische Eibe (Taxus baccata).
Gefährdet ist das Gebiet unter anderem durch die Beimischung standortfremder Baumarten, einen zum Teil bestehenden Mangel an Alt- und Totholz, dem Wegebau, der Erholungsnutzung, der Verbuschung von Kalk-Magerrasen und der Aufgabe extensiver Grünlandnutzung.