Was ist Lichtverschmutzung?
Lichtverschmutzung wird das Erhellen der Nacht durch menschengemachtes, künstliches Licht genannt. Warum heißt es nicht „Dunkelheitsverschmutzung“? Weil es nachts bereits natürliches Licht gibt - das der Sterne - und wir durch künstliches Licht das vorhandene Sternenlicht verschmutzen bzw. überstrahlen. In Deutschland gibt es beispielsweise rund neun Millionen Straßenleuchten, die nachts angeschaltet sind. Diese verbrauchen nach dem Forschungsstand von 2019 umgerechnet etwa 4 Milliarden Kilowattstunden im Jahr – das entspricht rund 800 Millionen Euro und zwei Millionen Tonnen CO2. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher 2-Personen-Haushalt verbraucht pro Jahr rund 3.300 Kilowattstunden Strom.
Nach oben abgestrahltes Licht wird gestreut und überlagert die natürliche Dunkelheit und das schwache Licht der Himmelskörper. Über Städten spricht man dann häufig von einer Lichtglocke. Auch über Göttingern strahlt das Lichts nachts weit in den Himmel.
Doch permanente Helligkeit belastet die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen, denn der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus hat eine wichtige Erholungsfunktion.
Licht zieht Insekten an! Diese verbrennen dann entweder an den Leuchtmitteln oder sterben vor Erschöpfung, weil sie unaufhörlich um den Orientierungspunkt Lampe kreisen.
Doch Licht ist nicht gleich Licht, denn es kommt auf den Spektralbereich, also die Wellenlänge des Lichtes an. Emissionen unter 400nm sind für den Menschen nicht sichtbar, haben aber eine starke Anlockwirkung auf nachtaktive Insekten. Gerade dieser UV-Bereich zieht sie besonders an. Insektenschonende Leuchtmittel sollten daher möglichst keine UV-Strahlung emittieren.
Neben der Straßenbeleuchtung spielen jedoch auch nicht-öffentliche Beleuchtungen, Beleuchtungen von Industrie und Gewerbe sowie Lichtinstallationen etwa an Denkmalen oder Gebäuden eine große Rolle. Viele Schaufenster und Glasfronten geschlossener Läden in der Göttinger Innenstadt sind nachts hell erleuchtet. In der Weenderstraße beispielsweise brennt in rund 30 von 56 Schaufenstern Licht. Muss das sein?
Die BUND Kreisgruppe Göttingen spricht sich im Namen des Klima- und Umweltschutzes für ein "Licht-aus" zwischen 23 und 6 Uhr aus! Kosten, Energie und CO2 sparen und die Nacht wieder zur Nacht machen.
Albstadt in Baden-Württemberg mit 45.000 Einwohner*innen geht mit gutem Beispiel voran. Eine Teilabschaltung des Lichts zwischen 1 und 4 Uhr bringt nun 53.000 € Einsparung pro Jahr für Stadt und Bürger*innen.
Auch in einigen Göttinger Ortsteilen, wie Elliehausen, wurde 2012 zeitweise eine Teilabschaltung eingeführt. Das Ausschalten zwischen 0 und 4 Uhr sparte rund 70.000 € im Jahr. Das Umstellen auf sparsame LED-Leuchtmittel sollte ein Dauerbrennen jedoch nicht rechtfertigen! Hier und heute ist Lichtverschmutzung also noch immer ein wichtiges Thema.
Ein beeindruckendes Beispiel für die Auswirkung von Nachtbeleuchtung ist das Jefferson-Memorial in Washington, das überdurchschnittlich oft gereinigt werden musste. Die Ursachenforschung führte zu der Erkenntnis, dass der Dreck von Vögeln stamme, die durch die hohe Anzahl an Spinnen am Memorial angezogen wurden. Die Spinnen wiederum wurden durch Insekten angezogen, welche sich dem nächtlichen Licht am Memorial in Massen näherten. Nachdem das Licht für einige Stunden nachts ausgeschaltet wurde, verringerte sich die Zahl der Insekten um knapp 90%, was sich sowohl positiv auf die Stromkosten als auch auf die Reinigungskosten auswirkte.