BUND Kreisgruppe Göttingen

Tipps und Tricks für den Wildbienenschutz

Blühende Wiesen, Stauden und Bäume sind ein reich gedeckter Tisch für Insekten und Wildbienen - große Vielfalt in unserer freien Landschaft, in und um unsere Städte sind die Grundlage dafür, dass es brummt! Das Insektensterben ist in aller Munde und ohne Insekten fehlen schnell auch andere Tiere, deren Nahrungsgrundlage Insekten sind. Vögel, Amphibien und Kleinsäuger sind direkt abhängig von der Zahl und Vielfalt an Insekten in ihrer Umwelt.
Seit 1986 sind etwa 75 % der Biomasse an Insekten verloren gegangen. Mehr als 50 % unserer Wildbienenarten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. 7 % der deutschen Wildbienenarten gelten als verschollen und höchstwahrscheinlich ausgestorben. Die Gründe des Sterbens sind bekannt: Flächenversiegelung, intensive Monokulturen, Pestizideinsatz, fehlende Nahrungs- und Nistplätze.

Aber Achtung: Es geht nicht um Honigbienen! Wildbienen sind zwar nah mit Honigbienen verwand, unterscheiden sich aber zum Teil drastisch in Aussehen und Verhalten. Im Gegensatz zu Honigbienen, leben die meisten Wildbienenarten solitär und keine einzige Wildbienenart produziert Honig. Auf Blühpflanzen sind sie jedoch trotzdem angewiesen, da sie sich vom Pollen ernähren. In Deutschland leben rund 560 verschiedene Wildbienenarten, wobei alle Größen und Farben vertreten sind. Zum Beispiel ist die blaue Holzbiene die größte heimische Wildbiene und kann fast drei Zentimeter groß werden.

Nachdem der BUND in Göttingen bereits seit einigen Jahren Projekte zum Wildbienenschutz begleitet, unterstützt und auch selbst durchführt hat, gründete sich ein neuer Arbeitskreis, um das Thema gezielter und fachgerecht in die Hand nehmen zu können. Aufbauen konnte der neue Arbeitskreis Wildbienen beispielsweise auf Projekten, wie der 2017 angelegten Blühwiese mit Nisthilfe am Kiessee. Dort beobachten wir, dass das neue Nahrungs- und Nistplatzangebot zu einem spektakulären Summen unzähliger Wildbienen führt. Eine angemessene Blühfläche anzulegen, erfordert Platz, geeigneten Boden und eine mit bedacht ausgewählte Saatgutmischung. Artgerechte Nisthilfen zu bauen, kann schnell teuer und zeitaufwändig werden und ist teilweise sogar wenig sinnvoll.

Wie man einfach und artgerecht Wildbienen helfen kann, wollen wir mit unserem Projekt „Bienensterben – mehr als ein Haufen Dreck“ demonstrieren. Neben unserer Blühwiese am Kiessee wurden daher ein Erde- und ein Sandhügel platziert. Hintergrund ist die Tatsache, dass dreiviertel aller Wildbienenarten im Boden nisten – und nicht in den mittlerweile allseits bekannten "Insektenhotels". Meistens werden diese Nisthilfen nur von zwei Arten bewohnt, nämlich den rostroten und den gehörnten Mauerbienen. Welche anderen Arten wir am Kiessee finden werden und welchen Bodentyp die Wildbienen dort bevorzugen, werden wir in den kommenden Jahren herausfinden können. Wichtig ist, dass der Boden aus der Region kommt, viel Sonne hat und nicht zu stark zuwächst. Eine weitere Option wäre, auf einer Teil-Fläche die Grasnarbe zu entfernen, um Boden freizulegen. Auch dort würden bodennistende Wildbienen ein Zuhause finden. Unser Ziel ist es, Menschen zu inspirieren selbst einen "Haufen Dreck" für Wildbienen zu errichten. In Zeiten der Steingärten und Rasenmähroboter sind offene Erdflächen sowohl im öffentlichen Raum, als auch in Privatgärten wahre Oasen für Wildbienen und viele andere Tiere. Etwas gegen das Insektensterben tun, das können wir alle! Wie einfach das artgerecht geht, zeigt unser Arbeitskreis Wildbienen.

Blühwiese Kiessee Göttingen

Eine Bauanleitung für Wildbienen-Nisthilfen finden Sie hier.