BUND Kreisgruppe Göttingen

Naturnaher Garten und Balkon

Photo by Randy Fath on Unsplash

Viele Vogel- und Insektenarten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Dies hat vor allem etwas mit der Strukturarmut unserer Flächen zu tun, denn die Tiere finden oft nicht genug Nahrung oder Unterschlupf. Gerade deshalb ist ein strukturreicher Garten mit heimischen Pflanzen besonders wichtig. In vielen Städten ist die Artenvielfalt jetzt schon größer als auf dem Land. Das bedeutet, dass Sie mit einem naturnah gestaltetem Garten vielen verschiedenen Tierarten helfen können.

Und das ist gar nicht schwer. Nur folgende goldene Regeln gilt es zu beachten! Sie sollten:

  • anstatt Torf und Kunstdünger Kompost verwenden
  • auf Spritzmittel und andere Chemikalien verzichten
  • ökologisch produzierte und regionale Pflanzen und Saatgut verwenden
  • für Struktur- und Artenvielfalt sorgen.

Wie das auch in Ihrem Garten oder auf eurem Balkon klappt, erklären wir hier Schritt für Schritt. Dazu gibt es reichlich Tipps und Literatur zum Nachlesen.

Torffrei im Garten

Photo by Markus Spiske on Unsplash

Wenn wir Erde für unseren Garten brauchen, fahren wir meist in den örtlichen Baumarkt und kaufen dort einfach einen Sack Blumenerde. In dieser ist jedoch meist Torf enthalten, der zur Verbesserung der Bodendurchlüftung und Wasserspeicherkapazität beitragen soll. Die Gewinnung von Torf ist jedoch alles andere als umwelt- und klimafreundlich! Um Torf abzubauen müssen Moore entwässert werden. Dabei wird nicht nur viel CO2 freigesetzt, sondern es gehen auch wertvolle Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten verloren. Daher sollten Sie unbedingt torffreie Erde kaufen!

Am besten sollten Sie auf Kompost umsteigen. Diesen kann man entweder ganz einfach selbst machen oder bei den Göttinger Entsorgungsbetrieben kaufen. Wenn Sie Ihren eigenen Kompost starten, sollten Sie auf einige Dinge achten: Der Komposthaufen steht am besten an einem schattigen Platz auf losem Grund, denn er muss gut durchlüftet sein. Zu Beginn können Sie ihn mit fertigem Kompost „Impfen“. Doch Vorsicht! Es gehört nicht alles auf einen Komposthaufen, was auch in den Biomüll darf, hier finden Sie eine Checkliste.
Auch wenn Sie keinen Garten haben ist es kein Problem selbst zu kompostieren. Mit einer so genannten Wurmkiste können Sie dies sogar in Ihrer Wohnung, im Keller oder auf dem Balkon tun.

Das Tolle an Kompost ist, dass dieser gleichzeitig als natürlicher Dünger dient. So können Sie nicht nur auf Torf, sondern auch auf Kunstdünger verzichten.


Giftfrei im Garten

Photo by CDC on Unsplash

Wenn Pflanzen anfangen kränklich auszusehen, greifen Viele zum Gift um den „Schädling“ zu töten, allerdings schaden wir dadurch auch den „Nützlingen“ und uns selber. Ein kleiner Befall löst sich in einem naturnahen Garten meist von allein, denn hier siedeln sich ganz von selbst natürliche Pflanzenschützer wie Marienenkäfer, Ameisen und Igel an. Aber auch bei einem starken Befall gibt es bessere Alternativen als Chemie.

Sie können bereits durch das Absammeln der Schädlinge viel erreichen. Ob Raupen auf dem Kohl, Kartoffelkäfern auf Kartoffeln oder Blattläuse auf den Blättern, schon durch das regelmäßige Absammeln können Sie die „Schädlinge“ stark dezimieren. Ein Schneckenzaun verhindert ganz ohne Chemie das eindringen von Schnecken in Ihr Gemüsebeet. Legen Sie ein Brett in Ihrem Beet aus, können Sie bei Tag die Schnecken von der Unterseite, die Sie als Unterschlupf nutzen, absammeln.

Oder Sie können selbst Pflanzenextrakte herstellen, denn Pflanzen sind ihren Fressfeinden gar nicht so schutzlos ausgeliefert wie es oft scheint. Zu den wirksamsten gehören Koffein und Nikotin. Wie sie selbst Pflanzenextrakte herstellen und welche wogegen helfen erfahren Sie hier.


Das richtige Saatgut

Photo by Jen Theodore on Unsplash

Wenn Sie Samen oder Saatgut kaufen, sollten Sie dies möglichst aus biologischem Anbau beziehen. Biosaatgut ist resistenter gegen Krankheiten und Schädlinge und muss deshalb weniger mit Haus- oder gar chemischen Mitteln behandelt werden, die Ihnen und den Tieren in ihrem Garten Schaden können. Außerdem ist Bio-Saatgut samenfest, das heißt, dass der Ertrag auch in den folgenden Generationen gesichert ist. So müssen Sie im nächsten Jahr nicht unbedingt neues Saatgut kaufen, sondern können es selbst vermehren. Bei den so genannten Hybridpflanzen ist dies häufig nicht der Fall.

Beim Anlegen Ihres Gartens sollten Sie Regiosaatgut verwenden. Dabei handelt es sich um Saatgut das aus Ihrer Region stammt und gezielt dafür produziert wird. Es ist somit besser an die Wetter- und Bodenbedingungen vor Ort angepasst und enthält Pflanzen, Arten und Sorten, die auch natürlich in der gewählten Region vorkommen. Nebenbei schützen Sie so heimische Pflanzen, da diese sonst oft durch regionsfremde Arten ersetzt bzw. verdrängt werden.

Bio-Pflanzen gibt’s von den bekannten Bio-Anbauverbänden Demeter, Bioland und Naturland oder mit dem EU-Biosiegel. Hier wird auf Pestizide, Stauchungsmittel und Torf verzichtet. Verkauft werden Bio-Pflanzen außerdem in Naturkostläden, in Bio-Gärtnereien, auf Märkten oder in Hofläden direkt vom Produzenten.


Vielfalt im Garten

Es gibt drei Kriterien auf die Sie achten sollten, wenn sie Pflanzen für ihren Garten auswählen:

1. Heimische Arten wählen! Es gibt zwei gute Gründe auf heimische Arten zurückzugreifen: Zum einen sind diese an örtliche Wetter- und Bodenbedingungen angepasst und brauchen daher oft weniger Pflege. Zum anderen sind Tiere auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Um heimischen Wildtieren eine Futterquelle zu bieten, sollten die Pflanzen dementsprechend auch in die Region gehören.

2. Sowohl Früh- als auch Mittel- und Spätblüher anpflanzen! Es sieht nicht nur toll aus, wenn auch im Frühling und Herbst Pflanzen in Ihrem Garten blühen, sondern ist auch gut für die dort lebenden Insekten. So finden diese vom Frühling bis in den Herbst genug Nektar und Pollen, um sich und ihre Nachkommen zu ernähren.

3. Struktur- und Artenvielfalt schaffen! Wenn Ihr Garten vielen verschiedenen Wildtieren Nahrung und Heimat bieten soll, muss er strukturreich gestaltet sein. Dies geht am besten, in dem Sie sowohl Bäume, Hecken und Staudenbeete im Garten wachsen lassen, als auch diesen mit verschiedensten heimischen Sorten und Arten füllen. Die Vielfalt an Wuchsstrukturen (z. B. unterschiedliche Höhen und Dichten) und "wilde Ecken" bietet Deckung und Unterschlupf. Igel, Hasen, Höhlen bewohnende Kleinsäuger und andere Tiere finden hier ein Zuhause. Zusätzlich sollten Sie auch offene und sonnige Plätze anbieten. Diese sind für wärmeliebende Tiere wie z. B. Wildbienen wichtig. Auch durch Nichtstun können Sie der Tierwelt helfen: Lassen Sie im Herbst Ihre verblühten Stauden stehen und schneiden Sie sie nicht zurück. Hier finden Insekten Unterschlupf für den Winter. Anderen Tieren können Sie einen Holzstapel anbieten. Durch den Mix von Materialien, wie Totholz, trockenen Steinmauern und Offenbodenflächen fördern Sie die Lebensraumvielfalt in Ihrem Garten. Einige etwa bei Wildbienen beliebte Pflanzen wie Färber-Kamille oder Natternkopf sind sogenannte Pionierpflanzen und wachsen auf kargen Schotter- oder Kiesflächen.

Auch auf dem Balkon lässt sich das im Kleinen umsetzten! Neben Stauden im Topf, Kräuter oder unterschiedlichsten Blumen, lassen sich z.B. auch eine Vogeltränke oder ein Vogelsandbad integrieren. Durch artgerechte Nishilfen lassen sich auch hier Vögel und Insekten anlocken.


Die richtige Pflege

Viel in einem naturnahen Garten hängt davon ab, wie gut man diesen pflegt. Das kann manchmal auch bedeuten, ihn nicht zu pflegen! In einer Wildecke, in der Totholz liegen darf und die Wiese erst im September/Oktober gemäht wird, finden viele Vögel und Insekten sowohl Unterschlupf als auch Nahrung. Dort können Sie im Herbst auch das Laub zusammen harken und auf einem Haufen liegen lassen, darüber freuen sich vor allem Igel.
Auch Wildbienen freuen sich über Wiesen, die nur zweimal im Jahr (je nach Standort) und idealerweise abschnittsweise und zeitlich versetzt gemäht werden. Dabei sollte die Schnitthöhe mind. 10 cm betragen, um bodenlebende Organismen zu schonen. Am besten greifen Sie hierfür zur Sense und lassen den Rasenmäher im Schuppen. Das Mähgut sollten Sie entfernen, um eine Nährstoffanreicherung zu verhindern. Weitere Tipps für eine insektenschonende Mahd finden Sie hier.

Wenn sie Bäume oder eine Hecke in Ihrem Garten haben ist es wichtig diese richtig zurück zuschneiden. Dies sollten sie am besten erst im Oktober machen, dann nisten keine Vögel mehr und die Pflanzen haben Vegetationsruhe. Weiter Tipps haben wir hier.

Vom Schottergarten zur Magerwiese

Insekten schützen!

Heimische Pflanzen

Empfehlungen für heimische, bienenfreundliche Pflanzen geben die Listen der Hochschule Osnabrück zu ein- und zweijährigen Arten, zu mehrjährigen Stauden und zu Gehölzen.

Ökologischer Pflanzenschutz